Handarbeiten mit Hermès

30. Januar 2010
Bei Hermès kann man eigentlich nie etwas falsch machen. Außer einem: Nennen Sie das Pariser Haus der Häuser nie Luxus-Label! Auf diesen Begriff reagiert Konzernchef Patrick Thomas so indigniert, als habe man sich vor seinen Augen in den Ärmel geschnäuzt. "Wir sind ein Handwerksbetrieb", betont er unermüdlich, "Unsere Kunden sind nicht auf Show-Effekte aus. Sie legen vielmehr Wert auf Qualität, die Vorzüglichkeit von Produkten und nachhaltige, natürliche Materialien." Bezaubernd an der 1837 gegründeten Traditionsfirma sind nicht nur die Objekte der Begierde - hat man einmal ein Stück gekauft, ist man der Marke hoffnungslos verfallen - sondern auch die Geschichten hinter den Produkten. Bekannt ist u.a. die Geschichte des Kelly Bag. In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts fertigte Robert Dumas, gelernter Sattler und damaliger Firmenchef eine "kleine Tasche mit Tragriemen". Seine Inspiration: eine Reitertasche. In den 50er Jahren erreichte das Accessoire Starruhm: Grace Kelly trug sie während ihrer Verlobungszeit mit Prinz Rainier - und sogar auf dem Standesamt. Endgültig im Rampenlicht stand der Kelly Bag, als der Hollywoodstar elegant die Tasche vor den Babybauch hielt, um sich vor den Paparazzi zu schützen. Weniger bekannt hingegen ist, dass ein Hermès-Sattler acht Jahre zur Meisterschaft übt, um dann erst einen der charismatischen Bags herstellen zu dürfen. 18 Stunden Handarbeit bedarf es dazu. Der Clou: Jede einzelne Tasche wird von dem Kunsthandwerker an einem nur ihm bekannten Platz in einer Naht mit einem Stempel gekennzeichnet, um Herstellungsjahr, Atelier und den Namen des Schöpfers zu verewigen. Charmant sind bei Hermès nicht nur Kundenservice und die Auswahl an weltweit 50 000 Produkten (in jedem Store finden sich andere Überraschungen, weil die Storemanager unabhängig voneinander die von Paris hergestellten Kleinodien auswählen), sondern auch das Marketing des Labels: Kein Unternehmen in dieser Liga hat eine so originelle und liebevolle website wie Hermès. Und kein Wettbewerber geht so augenzwinkernd und souverän mit seinem Können um. Der Beweis: im letzten Jahr offerierte Hermès einen Kelly Bag zum Selberbasteln - herunterzuladen auf der website (Originale kosten als Basisversion ca. 5000 Euro). Jetzt gibt es einen weiteren Klassiker, passend zur Marken-DNA und Tradition: ein Collier de chien als Handarbeits-Bastelbogen! Natürlich wieder mit hinreißender Geschichte: Im Jahre 1927 hatte eine Hermès-Kundin in Paris einen ganz besonderen Wunsch. Für ihren Hund hatte das Haus ein schönes Halsband mit pyramidenförmigen Applikationen im Sortiment - gedacht, um Jagdhunde vor dem Biss des Fuchses zu schützen. Das damalige „Collier de Chien“ gefiel der Dame so gut, dass sie das Gleiche in Größe 70 für sich selbst bestellte. Seitdem bietet Hermès das emblematischen „Collier de Chien“ als Gürtel, als Armbanduhr und Armband an. Die Originale in feinem Barenia-Kalbsleder (Armband und Gürtel „Collier de Chien gainée) sind in den Hermès Boutiquen für ca. 890 Euro bzw. ca. 1.520 Euro erhältlich. Die Modelle zum Selberbasteln (acht verschiedene Motive) stehen auf www.hermes.com zum Download bereit.