"Assymetrische" Konversation

Zurück

19.02.2010
Ja, wir Journalisten freuen uns auch immer wieder sehr, wenn uns PR-Leute bei unserer Arbeit behilflich sind. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen - es gibt hoch qualifizierte Profis in der Branche. Aber eben auch Presseschnecken und -schneckeriche, die eine Gefahr für ihre Zunft sind. Nicht selten kommt es vor, dass diese Spezies einen beim ersten Telefonkontakt gleich duzt - mit einer frappierenden Art von MTV-Aprilfrische (Hey, cool, ich hab schon so viel von Dir gehört, echt super, dass ich Dich jetzt kennenlerne!). Das sind jene Spezialisten, die den Redakteur/die Redakteurin in Briefen und mails gerne mal mit "Lieber Kollege/liebe fashionista/lieber Beauty-Fan" ansprechen. Würden sich die Fälle nicht häufen, würde einen folgende Konversation amüsieren: Ruft ein PR-Mann beim Gesellschafts-Ressortleiter einer großen Tageszeitung an. "Haben Sie meine CD bekommen?" - "Nein" - "Oh, ich dachte, das wäre was für Sie und Sie schreiben was drüber." - "Tut mir Leid, aber ich bin für Musik nicht zuständig, darf ich Sie an...." - (PR-Mann raschelt mit irgendeiner ominösen Telefonliste): "Wieso? Das steht hier aber so!" Vielleicht ist es Zufall, vielleicht ist aber auch die Modebranche prädestiniert für Fälle von Viele-fühlen-sich-berufen-aber-wenige-sind-Auserwählt. Meine These: Weil der Mensch nun mal Textilien trägt, glaubt er, er habe automatisch eine Ahnung von Mode und könne problemlos mit quatschen. Geschenkt! Von einem PR-Profi hingegen sollte man Kompetenz, Know-How und ein gewisses Maß an Bildung (Grammatik, Orthographie, Fachbegriffe, Inhalte????) erwarten können. Asymmetrisch verläuft nicht nur so manche Konversation zwischen PR und Presse - wie man an dieser hübschen e-mail sieht.