Flauschangriff

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27.04.2015
Zur Zeit werden meine Freunde zwangsbeglückt. Mit Kaschmirsocken. Der nette Valentin von Arnim hat mir aus seiner Fabrik in Italien kunterbunte Reste geschickt, aus denen ich achtfädige Puschen stricke. Warum? Eine Therapie, um weniger zu rauchen, Freunden etwas schönes zu tun, meditativ versinken und dabei Erfolgserlebnisse haben.   Da es immer mehr Billigware auf dem Markt gibt: Als Service ein Interview mit Andrea Karg, Chefin von "Allude", der Couture-Kaschmirmarke. Andrea Karg     Der Markt wird zur Zeit mit Günstig-Kaschmir überflutet. Eigentlich gut für den Verbraucher, oder? Das ist wie beim Weinkauf. Von einem Bordeaux für zehn Euro können sie nicht erwarten, dass er wie einer für 100 Euro schmeckt. Woher weiß ich, ob ich ein Schnäppchen oder eine Milchmädchenrechnung mache?Oh, das ist für den Laien in der Tat schwer zu erkennen. Qualitäts-Kaschmir wird zum Beispiel durch Waschen und mit der Zeit immer besser. Versuch macht klug? Das kann teuer werden... Grundsätzlich würde ich beim Kauf von zu weichem "flauschigem" Kaschmir abraten. Der fertig gestrickte Kaschmirpulli ist nämlich zunächst hart und wird erst durch Waschen am Ende des Produktionsprozesses weich. Um das zu erreichen wird dem Wasser ein spezieller Weichspüler beigefügt. Ist die Dosierung zu hoch, wird die Faser zu sehr aufgelöst, eben flauschig. Dies kann insbesondere bei zu geringer Stapellänge zu schnellerem „pilling“ führen – der Pulli fusselt und bildet Knötchen. Das ist das ganze Geheimnis? Es gibt noch einen Insider-Tipp: die Riechprobe. Riecht der Pulli noch ein wenig nach Ziege, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass er schonend gefärbt wurde. Das wirkt sich positiv auf die Haltbarkeit aus. Woher kommt der beste Rohstoff ? Über 80 Prozent der Weltproduktion kommt aus China, ca. acht Prozent aus der Mongolei, der Rest verteilt sich auf verschiedene Länder mit Hochgebirgslagen über 3000 Meter. Der Flauschangriff mit Günstig-Kaschmir fühlt sich etwas inflationär an. Ist der Rohstoff nicht natürlich begrenzt? Im Unterschied zu Schafen, die geschoren werden, werden die Kaschmirziegen gekämmt, um das wertvolle Unterhaar zu gewinnen. Dieses liegt nicht, wie viele glauben, unter dem Bauch, sondern unter dem Haupthaar selbst und von dort wird es herausgelöst. Die Weltproduktion an Kaschmir liegt bei ca. 15000 Tonnen im Jahr. Schafwolle im Vergleich: Da sprechen wir von 1,5 Millionen Tonnen. Es fällt auf, dass z.B. ein und dasselbe Jäckchen in jeweils anderen Farben sich unterschiedlich anfühlt. Woher kommt das? Nichts beunruhigendes – das liegt an der unterschiedlichen Zusammensetzung der Färbemittel. Dunkle Farben fühlen sich grundsätzlich härter an als helle. Einfädig, zweifädig, zehnfädig - was ist am besten? Die Qualität ist von der Fädigkeit unabhängig. Je mehr Fäden, also je dicker und luxuriöser, umso teurer das gute Stück. Ihr Hausfrauentipp bitte: Wie habe ich am längsten etwas von jenem guten Stück? Es unbefangen dem Wollwaschgang der Waschmaschine anvertrauen; höchstens 30 Grad, besser noch Kaltwäsche. Danach für einige Sekunden anschleudern und es liegend auf einen Handtuch trocknen lassen.