Teuere Philo-sophie

Zurück

28.03.2010
Die schärfste Waffe des Kritikers, so sagt man, ist das Schweigen. Aber Sie wissen ja, wie Journalisten so sind: Sie können dann doch die Tinte nicht halten. Am liebsten hätte ich auch über die neue Céline-Kollektion von Phoebe Philo geschwiegen. Aber nach so viel internationalem Pressejubel über die jüngsten Pariser Schauen (ja ich weiß, ich bin ein bisserl spät, aber manche Gedankengänge und Recherchen braucht ihre Zeit), muss ich meinem Herzen Luft machen: Die Kollektion ist banal und kein Mann dieser Welt findet Damen in derlei Outfit f****able. That's a fact. Mehr noch ärgert mich der Umstand, dass Frau Philo ihr Marketing-Upgrade als "investment pieces" (Zitat Philo) verkauft - Übersetzung: Superteuer! Eine Rechtfertigung dafür, ein blödes Lederhemdchen  - pars pro toto- (praktischer Einwurf: wie soll man das ständig gereinigt kriegen?) Zillionen verlangt. Jil Sander , Königin der Sophistication, hat diesen Look des Purismus unbestritten an die Weltspitze gebracht. Die Strategie übrigens, Céline mit Gewalt in die erste Liga bringen zu wollen, ist gefährlich. Zumal die Marke schon immer als zweitklassiges Hermès galt. Und Frau Philo sehr viele treue, langjährige Mitarbeiter  einfach an die Luft gesetzt hat (Teil der Recherche, viele Gespräche). Die Strategie der vermeintlichen Super-Exklusivität geht so weit, dass man sich im Hause ein einziges wohlwollendes Medium pro Land aussucht, das "exklusive" Informationen bekommt. Alle anderen Medien werden abgewimmelt. Dass man das Image einer Marke steuern möchte ist duchaus legitim; nur: wenn dies mit Mitteln und Werten des letzten Jahrhunderts geschieht, nennt man das Arroganz. Und die macht, wie wir wissen, seeeehr unsexy.