Küss'die Hand, Madame!

20. Dezember 2015
Shalimar ist Legende. Ebenso wie der erste orientalische Herrenduft "Habit Rouge", der jetzt 50 wird. Das Luxus-Haus Guerlain hat aus diesem Anlass herrliche Herrenhandschuhe gefertigt (290 Euro), die mit dem zauberhaften Extrakt parfümiert sind. Das außergewöhnliche Pärchen entstand in Zusammenarbeit mit der Manufaktur Agnelle, dem luxuriösesten Handschuhhersteller Frankreichs. Die Noblesse liegt in Vanille- und Ledernoten, vereint mit Patschuli. Damit lässt man sich gern die Hand küssen!  

Habt Ihr auch so schwere Handtaschen?

17. Dezember 2015
Entdeckt auf facebook. Mein Beifahrersitz piept ständig….

Kroko light!

12. Dezember 2015
Für eine Birkin-Bag aus Kroko bedarf es dreier Alligatoren, heißt es. Andrea Schaeffer, Taschendesignerin aus dem schönen Hamburger Othmarschen, braucht für ihre Entwürfe aus dem exklusiven Material nichts weiter als ein gutes Näschen. Trüffelschweingleich fahndet sie auf Flohmärkten nach Krokotaschen aus den 1950er und -60ern. „Omitaschen“, sagt sie, „so was willste heute nicht mehr haben!“. Zu schwer, zu altmodisch, zu piefig. Aber das Material ist mehr denn je gefragt und im Trend. Sie zerlegt, dekonstruiert, entkleidet das wertvolle Leder von dicker Innenfutter-Pappe, Metallstangen und schweren Rahmen und schneidert aus dem besten Material – „je dünner gegerbt, desto besser die Qualität“ – Handtaschen, die so umwerfend chic und modern sind, dass nicht nur die Damen der Hamburger Gesellschaft zu „kategorischen Vielkäufern“ wurden. Viele „Deutsche im Ausland“, Düsseldorferinnen, Berlinerinnen, Münchnerinnen und „besonders treue Österreicherinnen“ tragen ihn arm candy in die Welt hinaus und werden prompt auf ihre Beute angesprochen. Der magnetischen Wirkung der Trophäen kann sich kaum eine Frau entziehen. Denn die Modelle sind unique – „Unique Bags“ heißt auch die Firma von Schäffer. Jede Tasche ist ein Einzelstück, handgefertigt und kann nach Kundenwünschen individualisiert werden. Da Krokotaschen in der Nachkriegszeit als Statussymbol galten und quasi nur Sonntags zum Kirchgang ausgeführt wurden, sind diese Antiquitäten, also die Ursprungstaschen „nahezu unbenutzt“, sagt Schäffer. Eleganz statt shabby Omi-Chic. Das süße Geheimnis aus dem hanseatischen Nobelviertel wird ungern preisgegeben, Schaeffers Adresse wird gehandelt wie die der besten Dermatologen und Schönheitsoperateure. Was sich neudeutsch upcycling nennt – die Wiederverwertung vorhandenen Materials zu einem Luxusgegenstand – ist für die ehemalige Kunsterzieherin nachhaltiges Geschäftsmodell. Und das boomt. So wie die Modelle aus frischen Materialien; „Insbesondere die Clutches sind ein Renner“. Chinesische Serpentinjadeschnitzerei, Donuts aus Halbedelsteinen, Rosenquarz, Schaumkoralle, - die Deko-Accessoires für Verschlüsse und Taschendeckel – Rochen, Kroko, Echse, Python (alle neuen Materialien aus kontrollierter Tierhaltung, wie Schäffer betont), Segeltuch, Nubuk und Lackleder: In der Werkstatt, die im Othmarschener Wohnhaus liegt, fühlt man sich wie ein Kind im Bonbonladen. Es duftet nach Leder, Kleber, Nähmaschinenöl. Für die Zutaten zu ihren Taschen hat die Designerin ihre Quellen. Die Schwierigkeit: die großen Lieferanten haben Lager so groß wie eine „Metro für Leder, Riesengassen, Gabelstapler, Monsterregale“ und verkaufen nicht an Kleinabnehmer. Mit ihrer umwerfenden Art hat Schäffer sich jedoch eine Fangemeinde herangezogen, die sie individuell bedienen. Da werden schon mal Musterkoffer geplündert oder Restposten von dem berühmten Bottega-Veneta-Flechtleder an sie verkauft (daraus entstand eine Laptop-Tasche). Ihre Lieferkette reicht vom Hamburger Traditionshaus in der Stresemannstraße bis zu Handwerkerläden in den verwinkelten Gassen der Altstadt Barcelonas. „Die verkaufen mir auch mal nur zwei gewünschte Artikel, wo andere Leute Hunderte ordern müssen.“ Der Taschenvirus hat Schaeffer vor rund zehn Jahren auf Sylt gepackt. Dort brauchte sie eine passende Handtasche in dunkelrot für ein bestimmtes Outfit. Nirgends zu finden. Die Handarbeiterin („Ich gab auch mal Nähkurse für Freundinnen“) entwarf und nähte sich prompt selbst ihn Wunschteil. Im Handtaschenfieber produzierte sie zehn verschiedene Modelle, eigentlich, um sie selbst zu benutzen. Sie wurden ihr von Freundinnen förmlich aus den Händen gerissen. Schaeffer begann, das Geschäft zu professionalisieren und so eine Art Homeshopping zu etablieren, ähnlich von Tupperware-Parties für Handtaschen. Heute hat sie eine eigene website (www.unique-bags.de), kein e-commerce-Portal, sondern eine Präsentation ihrer Werke und der unendlichen Möglichkeiten für individuelle Taschen. Persönlicher Kontakt erwünscht. Erwerben kann man die Einzelstück direkt bei Andrea Schaeffer, auf exklusiven Messen oder bei ihrem „flying warehouse“, das sie seit ein paar Jahren etabliert hat (Termine auf den website). Gemeinsam mit vier Manufakteuren, darunter die international renommierte Hutmacherin Elke Martensen, lädt sie zweimal pro Jahr zum Verkaufscocktail. Auch das im Trend: ein exklusiver Pop-up-Store in elegantem privaten Ambiente. Dort stimmt die exklusive Mischung, neben Hut Couture, Schmuck, maßgeschneiderter Nachtwäsche und Cashmere-Decken werden demnächst Vintage-Seidenkimonos, künstlerische Keramik aus Südafrika und Weihnachtsschmuck feilgeboten – in der Hamburger Rothenbaumchaussee 161 (1. Und 2. Dezember, 11-20 Uhr). Kostet eine Birkin aus Kroko gerne mal an die 40000 Euro, zahlt man für einen upcycling-Bag maximal 1500 Euro; Clutches aus anderen Materialien starten bei etwa 500 Euro. Der Clou und das, was die Bags nun wirklich auch unique macht: Man holt sich beim Tragen weder einen Bandscheibenvorfall noch einen Tennisarm. Die modernen Modelle sind federleicht, statt Kilos wiegen sie nur etwa 150 Gramm Kroko. Und: Federleicht ist auch das Gewissen! Krok-Bags von Andrea Schaeffer Krok-Bags von Andrea Schaeffer Artikel in "Stilisten"

Lebensweisheit von Coco

12. Dezember 2015
Wussten wir es nicht schon immer?

Lunch bei Tiffany's

12. Dezember 2015
Neulich in der "Bank" in Hamburg. Tiffany und Talbot & Runhof luden zum Ladie's Lunch. Was für eine hochkarätige Besetzung und was für eine Gaudi! Schön, wenn die Münchner die Hamburger auf Trab bringen!

Meeting modepilot

11. Dezember 2015
Kathrin Bierling von Modepilot.de probiert einen superschweren (ca. 8 Kilo) Rock im Showroom bei Louis Vuitton (Sommersaison).

Merry Christmas

11. Dezember 2015
Bergdorf Goldmann in New York hat wieder seine berühmten Weihnachtsschaufenster enthüllt. Unter dem Motto "Brilliant holidays" feiert das Luxuskaufhaus den 120. Geburtstag von Swarovski. Die Kristall-Manufaktur hat wieder exklusiv mit diversen Künstler gearbeitet: Der Lüster stammt von Interior Designer Tom Dixon, der Baum u.a. von Alexander McQueen. Die Kristallkleider sind von Badgley Mischka, Naeem, Khan, Alexandra Vidal, Tanya Taylor der Jumpsuit von Alice + Olivia, die Clutches von Edie Parker.

Guccissimo

11. Dezember 2015
Alessandro Michele hat für die  Gucci Pre-Fall Collection 2016 wieder aus dem Vollen geschöpft - Was wir vom Designer du jour lernen können: 1. Brillen = Nerds rule. 2. Plissée ist taugt nur mit Wellensittich im Look.
  1. Katzen sind heroes.

  2. So altmodisches Zeug wie Schluppenblusen, Blousons, Plisséeröcke, Hemdblusenkleider und off-shoulder (alles sooooo 1980ies) sind bunt gemischt jetzt der Burner.

  3. Die Frisuren müssen ziemlich dämlich sein - Topfschnitt, Segelohren frei, Plattmach-Mütze drauf - damit man hip ist.

Meine Kelly, Teil 1

11. Dezember 2015
Unschlagbar: Wohl weltweit einmalig, wer im Pariser Hotel Le Meurice zu Gast ist, bekommt einen eigens von Hermès gestalteten Hocker für die Kelly-Bag zur Verfügung gestellt. Damit der "Kleinwagen" nicht zerkratzt. Das ist liebevoller Luxus.

Meine Kelly, Teil 2

11. Dezember 2015
  So trägt man die Kelly jetzt. mit grooooossem Schloss, gefüllt mit Jour d 'Hermès!        

Als es noch Supermodels gab - die Luxus-Sekte

01. Mai 2015
IMG_0234IMG_0232   Fotos aus meiner Privatsammlung: Cindy Crawford by Margaretha Olschewski; Linda Evangelista by Jim Rakete. Ich wage jetzt ein Experiment: Einen gaaaaanz lange Artikel. Müssen Posts Häppchen sein? Lesen Leser? Wie war es vor Heidi Klum und Germany's Next Topmodel? So, genau so.   „Unter 10000 Dollar stehen wir erst gar nicht auf!“ Ein Satz wie der Überschallknall einer „Concorde“, die Mach Zwei fliegt. Linda Evangelista gab ihn 1990 in einem Vogue-Interview zum Besten. Kein anderes Symbol, kein Foto, keine andere Äußerung bringt so auf den Punkt, was die Ära der Supermodels ausmachte (späte 1980er bis weit in die 1990er hinein): Einen Prominentenstatus, der es mit Hollywood aufnahm, schwindelerregende Honorare, ein an Hybris grenzendes Selbstbewusstsein, Zicken-Alluren und eine Modewelt als Kulisse auf dem Weg zur Label- und Logomania. Die Supermodels waren eine neue Spezies - Glamazonen, die ihr Leben zwischen Luxus und Dekadenz scham- und maßlos zur Schau stellten. Dabei begann der Aufstieg der Schönheiten mit den ebenmäßigen, symmetrischen Gesichtern, den leuchtenden Augen und den perfekten Körpern nicht mit einem Urknall, sondern sehr leise. 1986 arbeitete Steven Meisel, heute einer der größten Modefotografen, für die Britische Vogue. Hairstylist Oribe Canales und Make-up-Artist François Nars schleppten einen kalifornischen Teenager namens Christy Turlington an (sie wurde zuvor mit 13 Jahren bei einem Reitwettbewerb von einem Fotografen entdeckt), die Meisel wegen ihrer makellosen Haut und ihrer Grazie entzückte. Innerhalb weniger Tage stellte sie Meisel ihre britische Freundin Naomi Campell vor; Meisel wiederum brachte die Girls mit einer außergewöhnlich feschen Kanadierin zusammen. Deren Name: Linda Evangelista. Das war die Geburtsstunde der „Trinity“ eines machtvollen und unzertrennlichen Trium-Feminats, das die Szene rocken sollte: Auf den Runways galten sie bald als Sensation. In den New Yorker Nachtclubs riss man sich um Christy, Naomi, Linda – die wahren Supermodels (der Elite-Club umfasste im Lauf der Zeit noch einige mehr) waren unter ihren Vornamen berühmt; Nachname überflüssig. Wie bei einem Syndikat, einer Luxus-Sekte, einem Members-Only-Club gab es eine strenge Hierarchie. Unter der „Trinity“ formierten sich die sogenannten „Big Six“: Neben Linda, Naomi und Christy waren dies Claudia Schiffer, Cindy Crawford und später Kate Moss (Der Muse und Ikone der späten 1990er bis heute schlechthin – ihr wird die nächste Folge dieser Serie gewidmet). In die Riege der Topmodel stiegen u.a. weitere Damen auf, die auf den internationalen Laufstegen und Titelblättern von Modezeitschriften für Furore sorgten: Eva Herzigova (das „Wonderbra“-Model), Nadja Auermann mit ihrem außerweltlich Charisma, Karen Mulder, Amber Valetta, Carla Bruni, Helena Christensen, Tatjana Patitz und Stella Tennant. Die Ausnahme-Frauen besaßen nicht nur eine makellose Schönheit, wurden von der Kamera geliebt, hatten den gewissen „X-Faktor“ (der Begriff wurde damals von Agenturbesitzerin Eileen Ford geprägt), sondern auch Persönlichkeit. Sie konnten mit Leichtigkeit immer neue Rollen und Stile verkörpern; darüber hinaus aber inszenierten sie einen Kult um sich selbst, ihre Kleider und ihren Lifestyle, um die glamourösen Auftritte und Boyfriends (Showbiz oder „just rich“!) jenseits des Jobs. „Supermodels“, so findet man deren Definition verschiedentlich im Internet, sind solche, die dank weltweitem Erfolg selbst berühmt sind und als hochbezahlte Repräsentanten berühmter Couture-Häuser deren Kollektionen präsentieren – auf den Laufstegen, in der Werbung. So fütterte das System sich selbst: Je mehr Covers ein Model auf international renommierten Modezeitschriften vorweisen konnte (bei Naomi und Claudia waren es mehr als 500), desto lukrativer wurden die (Werbe-)Aufträge der Modehäuser und Kosmetikfirmen. Die Supermodels wirkten wie Brandverstärker auf Markenbegehrlichkeiten: Da alle Frauen diesem „Alles-ist-möglich- Ideal nacheifern wollten – oder es zumindest ihren Sehnsüchten entsprach – verkauften sich jene Zeitschriften besser; und um die jeweilige Mode entstand ein Hype. Die Designer wetteiferten um noch exuberantere, flamboyante hyper-sexy Kollektionen. Allen voran das Haus Versace (später „Dolce & Gabbana“, „Prada“ für die Intellektuellen, „Gucci“ etc). Die Versace-Defilees waren theatralische Performances, pompös, orgiastisch, maßlos. Ein Schock für die Armani-Anhänger, der in den 1980ern den so genannten Powerlook erfunden hatte. Er revolutionierte die Mode, indem er Herrenkleidung Sanftheit und Damenkleidung eine maskuline Note verlieh. Der Durchbruch kam mit dem Film „American Gigolo“ (1980) mit dem damals noch unbekannten Schauspieler Richard Gere, der einen narzisstischen, dandyhaften Parvenu spielte – von Kopf bis Fuß in Armanis casual Business-Chic gekleidet. Armani-Anzüge wurden fürderhin in einem einzigartigen Siegeszug zum Must junger, erfolgreicher, urbaner Karrieristen und /-innen – der damals aufstrebenden „Yuppies“ - die Marke Armani zum Statussymbol für Alpha-Männer und -Frauen. Und nun das. Eine Zeitenwende. Anhänger des sleek Chick fanden „Versace vulgär“. Die neue Kleider-Prahlerei, bunt, extravagant, supersexy, beurteilte der Kurator des Metropolitan Museum in New York, Richard Martin im Rückblick so:„Gianni Versace entwarf für das Begehren.“ Er war damit am Puls der Zeit. Süchtig machende Lust an der Mode passte in den Zeitgeist – der züchtete die „Fashion victims“. Alle Spielarten von Begehr – von sexueller Selbstdarstellung über den Aufstieg der Droge Kokain bis hin zu Gier und Skrupellosigkeit der Banker waren Leitthemen – als Meilensteine jener kulturellen Entwicklung gelten heute noch der Kino-Film „Wall Street“ und Brett Easton Ellis 'Buch „American Psycho“. Den Soundtrack lieferten Dancefloor- Ikonen wie Madonna („Material Girl“), Michael Jackson, Prince. Auch die Medien gerieten in eine Art Rauschzustand: Unzählige Billboard- und Zeitschriften-Annoncen entstanden mit den Supermodels, weil die Labels von deren Glamour zu profitieren gedachten. Deren Gagen stiegen skandalöse Höhen. Das Phänomen „Supermodels“ diente nicht nur Zeitschriften und Modefirmen; es entstand ein Multimillionen-Business, das auch die Model-Vermarktung einschloss: die damals machtvollen Model-Agenturen. Deren Motto: „Ja, Ihr könnt Cindy Crawford haben. Aber nur auf dem Cover.“ Oder „... nur zu dem und dem Tagessatz“. Dieser landete schon bald in Größenordnungen von 100 000 Dollar. Zweistellige Millionen-Jahresgehälter waren die Norm für die begehrlichen Begehrenswerten. Wie viel Power die Girls schon in ihren Anfängen hatten, zeigt eine Anekdote von Naomi Campbell. Kurz vor ihrem 16. Geburtstag erschien sie schon auf dem Cover der britischen „Elle“. Es folgten Runway-Engagements bei Versace, Azzedine Alaïa und Isaac Mizrahi. Berühmte Fotografen rissen sich um sie: darunter Peter Lindbergh, Herb Ritts und Bruce Weber. Als „Dolce & Gabbana“ sie nicht buchen wollten und Naomi sich diskriminiert sah – zickten Turlington und Evangelista und zwangen die Italiener mit dem einfachen Satz: „Wenn ihr sie nicht nehmt, bekommt ihr uns auch nicht.“ Basta. Sie war erstes schwarzes Covergirl auf der französischen Vogue (1988) - nachdem ihr Vertrauter und Mentor Yves Saint Laurent gedroht hatte, seine Anzeigen zurückzuziehen; er arbeite nicht mit diskriminierenden Magazinen. Der Moment, der den Start des Phänomens „Supermodel“ definierte, kam erst im Januar 1990, als Fotograf Peter Lindberg das unvergessliche Cover für die Britische Vogue schoß. Darauf in schwarzweiß: Naomi, Linda, Tatjana Patitz, Christy und Cindy Crawford. In der Folge verewigte sie sogleich George Michael in seinem Hit „Freedom! (ebenfalls 1990). Mit dem neuen Kult-Fernsehsender MTV, seinen Musikvideos und celebrity-Shows erhielt die Berühmtheit der Glamazonen einen weiteren Vitaminstoß. Sie traten in Cindy Crawfords „house of style“ (MTV 1989-1995) auf, wurden in Talkshows, Filmen, Soap-Operas, Musikvideos (Chris Isaaks „Wicked Game“ mit Helena Christensen galt als erotischstes Video aller Zeiten) und Designer wurden nicht müde, das Image ihrer Schätze zu polieren. Karl Lagerfeld, der Claudia Schiffer zum Gesicht für Chanel gemacht hatte, begeisterte sich auch für Linda. Wie eine Stradivari sei sie, unvergleichlich mit jedem anderen Instrument. Models bekamen Beinamen. Elle MacPherson war „The Body“, Linda „das Camäleon“, weil sie in fünf Jahren fast zwei Dutzend verschiedene Frisuren und Haarfarben trug – ihre Karriere hatte erst abgehoben, nachdem Fotograf Peter Lindbergh ihr einen Kurzhaarschnitt verpassen ließ. Zu den Ausschweifungen gesellten sich irgendwann Irritationen. Naomi war nicht mehr nur für ihren Look berühmt, sondern auch deshalb, weil sie zu Sozialarbeit und Aggressionsbewältigungskursen gerichtlich verurteilt wurde. Pöbeleien, Schlägereien, Angriffe aufs Personal mit Telefon und Blackberry, das Bespucken von Polizisten wurden Teil ihrer öffentlichen Persona. Andere Supermodels wurden zickig, wollten nur noch in Private Jets fliegen, verlangten Mond-Honorare. Oder erschienen gleich gar nicht am Set oder bei den Schauen. Die Labels hatten genug: Sie wollten, dass wieder ihre Kleider die Stars sind, keine Frauen, die sie präsentieren. 1995 gründeten Christy, Naomi, Claudia Schiffer und Elle MacPherson ein von der „Planet Hollywood“ –Idee inspiriertes „Fashion Café“. Ein Riesenflop. Irgendwie konnten die Besucher wohl dünne Models nicht mit dem Thema „Essen“ zusammenbringen. Das System Supermodels hatte sich überhitzt. Zu teuer die Schauen und deren Protagonistinnen. Dazu kam, dass sich die Mode veränderte: Grunge, Purismus, Minimalismus und Street Style lösten den schwummerig-schrillen Neobarock ab. Claudia Schiffer, die heute schöner ist denn je, und immer noch Covers ziert, brachte es auf den Punkt: „Supermodels, so wie wir es waren, gibt es heute nicht mehr.“ Das sehen die meisten ihrer damaligen Mitstreiterinnen wohl ähnlich. Sie haben sich ins Privatleben zurückgezogen, Familien gegründet, den ein oder anderen lukrativen Werbedeal als Nebeneinnahme. Außer einer. Die heute fast 50jährige Linda Evangelista scheint ihren Geld-Maximen aus den 1990ern noch treu zu sein. Seit bekannt wurde, ihr unehelicher Sohn Augustin James sei das Kind des Milliardärs François-Henri Pinault, PPR-Unternehmer und Gatte von Salma Hayek, verblüffte sie Gegenanwälte und Richter mit einer enormen Unterhaltsforderung: Sicherheitspersonal, Chauffeur, Nannies – für unter 46000 Dollar im Monat könne sie ihr Kind unmöglich versorgen.

Flauschangriff

27. April 2015
Zur Zeit werden meine Freunde zwangsbeglückt. Mit Kaschmirsocken. Der nette Valentin von Arnim hat mir aus seiner Fabrik in Italien kunterbunte Reste geschickt, aus denen ich achtfädige Puschen stricke. Warum? Eine Therapie, um weniger zu rauchen, Freunden etwas schönes zu tun, meditativ versinken und dabei Erfolgserlebnisse haben.   Da es immer mehr Billigware auf dem Markt gibt: Als Service ein Interview mit Andrea Karg, Chefin von "Allude", der Couture-Kaschmirmarke. Andrea Karg     Der Markt wird zur Zeit mit Günstig-Kaschmir überflutet. Eigentlich gut für den Verbraucher, oder? Das ist wie beim Weinkauf. Von einem Bordeaux für zehn Euro können sie nicht erwarten, dass er wie einer für 100 Euro schmeckt. Woher weiß ich, ob ich ein Schnäppchen oder eine Milchmädchenrechnung mache?Oh, das ist für den Laien in der Tat schwer zu erkennen. Qualitäts-Kaschmir wird zum Beispiel durch Waschen und mit der Zeit immer besser. Versuch macht klug? Das kann teuer werden... Grundsätzlich würde ich beim Kauf von zu weichem "flauschigem" Kaschmir abraten. Der fertig gestrickte Kaschmirpulli ist nämlich zunächst hart und wird erst durch Waschen am Ende des Produktionsprozesses weich. Um das zu erreichen wird dem Wasser ein spezieller Weichspüler beigefügt. Ist die Dosierung zu hoch, wird die Faser zu sehr aufgelöst, eben flauschig. Dies kann insbesondere bei zu geringer Stapellänge zu schnellerem „pilling“ führen – der Pulli fusselt und bildet Knötchen. Das ist das ganze Geheimnis? Es gibt noch einen Insider-Tipp: die Riechprobe. Riecht der Pulli noch ein wenig nach Ziege, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass er schonend gefärbt wurde. Das wirkt sich positiv auf die Haltbarkeit aus. Woher kommt der beste Rohstoff ? Über 80 Prozent der Weltproduktion kommt aus China, ca. acht Prozent aus der Mongolei, der Rest verteilt sich auf verschiedene Länder mit Hochgebirgslagen über 3000 Meter. Der Flauschangriff mit Günstig-Kaschmir fühlt sich etwas inflationär an. Ist der Rohstoff nicht natürlich begrenzt? Im Unterschied zu Schafen, die geschoren werden, werden die Kaschmirziegen gekämmt, um das wertvolle Unterhaar zu gewinnen. Dieses liegt nicht, wie viele glauben, unter dem Bauch, sondern unter dem Haupthaar selbst und von dort wird es herausgelöst. Die Weltproduktion an Kaschmir liegt bei ca. 15000 Tonnen im Jahr. Schafwolle im Vergleich: Da sprechen wir von 1,5 Millionen Tonnen. Es fällt auf, dass z.B. ein und dasselbe Jäckchen in jeweils anderen Farben sich unterschiedlich anfühlt. Woher kommt das? Nichts beunruhigendes – das liegt an der unterschiedlichen Zusammensetzung der Färbemittel. Dunkle Farben fühlen sich grundsätzlich härter an als helle. Einfädig, zweifädig, zehnfädig - was ist am besten? Die Qualität ist von der Fädigkeit unabhängig. Je mehr Fäden, also je dicker und luxuriöser, umso teurer das gute Stück. Ihr Hausfrauentipp bitte: Wie habe ich am längsten etwas von jenem guten Stück? Es unbefangen dem Wollwaschgang der Waschmaschine anvertrauen; höchstens 30 Grad, besser noch Kaltwäsche. Danach für einige Sekunden anschleudern und es liegend auf einen Handtuch trocknen lassen.

Nimm zwei

27. April 2015
„In der Konsumentin zeigt sich noch immer diese stille, triumphale Genugtuung der Sammlerin, die in ihrem Korb etwas heimbringt. Daraus ist dieses mysteriöse weibliche Universal der Handtasche entstanden. Ein Mann ohne Speer oder ohne Ball, das geht ja noch, aber eine Frau ohne Handtasche, das ist wider die Natur.“ Sagt Peter Sloterdijk, der olle Philosoph und schlaue Fuchs. Harte Schale, softer Kern. Der Trend geht zur Zweittasche. Im Innern der schönen bags befindet sich ein Geheimleben, das befreit werden will: ein zweiter Shopper. Aktuelle die Herrentasche cabacity von Hermès. Bei den Münchner Pressetagen fielen uns auch noch die herrliche bag aus Ponyfell bei Boss auf sowie die bonbonbunten Henkentäschchen von Prada (beides Herbst-/Winterkollektion 2015).   Cabacity Cabacity     IMG_0166   IMG_0168     IMG_0154

Aufgeschnappt - fashionista's finest

01. März 2015
Coco Chanel (Foto: PR). Diese Woche abgelauscht:

"Solange kein Mensch eine dunklere Farbe erfindet, werde ich schwarz tragen."

Zitat einer unbekannten fashionista, wahrscheinlich war es der Geist von Coco Chanel.  

Black magic - no other options!

14. August 2010
Das "Black Album" von Prince, die Black Box, the old black magic called love...Keine Farbe hat mehr Geheimnis, Macht, Mythos. Deshalb ist sie in der Mode immer wieder de rigeur. Das Dunkle zieht uns an... SO BLACK heißt das neue Hermès-Liebesgift (6 verschiedene Modelle, Lederarte Boxcalf und mattes Krokoleder) • Tasche Kelly Bag in den Größen 32 und 35 – ab ca. 5.350 € • Tasche Birkin Bag in den Größen 30 und 35 – ab ca. 5.950 € • Abendtasche Kelly Mini – ab ca. 2.900 € • Abendtasche Kelly Cut – ab ca. 3.100 € • Stiefel Jumping – ca. 1.750 € • Gürtel Josephine – ca. 590 € Die Linie SO BLACK ab Oktober 2010 in den Hermès Boutiquen. Metallarbeiten und Verpackung: Natürlich finsterstes Schwarz! KOMMEN SIE MIR BLOSS NICHT MIT ANDEREN BANALITÄTEN!

Karl's calling

10. Mai 2010
[embed]http://www.youtube.com/watch?v=rmaur2KyEps[/embed] Natürlich tanze ich gerne. Aber: Wo Du schon mal da bist... Date mit Karl: Dienstg, 11. Mai. 19.30 Uhr. www.chanel-news.com

Shanghai Surprise

02. Mai 2010
Einmal die Nummer 5 bitte, ja Weltausstellung Shanghai. Wie? Vergriffen? Ich stehe auf der Liste!!!

Alte Schachteln?

01. Mai 2010
Wahrheiten vergehen, der Stil bleibt. Nicolás Gómez Dávila Talking about style, mes chères amies! Aus Mangel an kreativen Ideen steigen heutzutage viele Designer in die Archive. Allein: Es läßt uns kalt. Weil der Bezug zu heute fehlt (hey, girls wanna have fun!) oder das Bewußtsein für Stil (siehe Foto von 1913, so cool!). Jede Wette, wenn Madame Chanel heute leben würde, wäre sie die erste online-Pionierin gewesen.

Postkarten-Schönheiten

01. Mai 2010
Von Mitte Mai an präsentiert Miuccia Prada ihre "Prints collection", Kleider und Taschen mit historischen Drucken aus den Prada Archiven. Die Motive: Postkarten-Prints im Stil der 50-er Jahre. Wish you were here...(hat jemand die Anspielung verstanden?).

La Bruni

24. April 2010
Weltberühmt der Hermès-Kelly-Bag (benannt nach Grazia Patrizia von Monaco, Grace Kelly), der Birkin-Bag (Jane Birkin), der Tod's D-Bag ( Lady Di). What's next? Bruno Frisoni, Creative-Director von Roger Vivier, hat jetzt eine hochelegante Taschenkollektion ersonnen, die Madame Carla Bruni-Sarkozy gewidmet ist. Arbeitstitel des französischen Schuh-und Taschen-Hauses: VIV'-Kollektion. Wir sind gespannt, unter welchem Namen das Accessoire in die Handtaschen-Historie eingehen wird: Bruni-Bag (schön wegen der Alliteration), La Carla? Sarcozy-Sac (franz.: le sac à main = Handtasche) ?

Loubi liebt's lustig

24. April 2010
Den Begriff Modezirkus nimmt Schuhdesigner Christian Louboutin wörtlich: Seine website gestaltet Monsieur Loubi, wie er sich selbstironisch als Zirkusdirektor nennt, als eine Ansammlung von Späßen, Tricks, Clownerien und Kunststücken (die Schuhe mit den ikonographischen roten Sohlen daselbst). Seine ersten Gehversuche als Kreativer nahm Loubi übrigens bei den Folies Bergère, dem legendären Pariser Varietétheater. Sehr cool: Was uns auf dem ipad als neuer Gag verkauft wird - die Darstellung eines Objekts in 360-Grad - hat Loubi in seinem virtuellen Kuriositätenkabinett schon umgesetzt: das Objekt der Begierde, den chouchou Schuh-Schuh, einfach per Maus streicheln. O-Ton dazu: How much is it - please don't tell me! Sein neuer Dreh: Kurzfilme in Fortsetzung mit dem Titel "Loubis Angels"; in Episode Nr. 2 hat Bourlesque-Tänzerin Dita von Teese einen Cameo-Auftritt. www.christianlouboutin.com

Grau ist das neue Blond!

02. April 2010
Mag sein, dass sie ein bisserl altklug ist, aber Tavi Gevinson (13) ist so cool, dass sie nicht nur in den front rows aller wichtigen fashion shows sitzt, sondern auch ein Millionenpublikum auf ihren blog zieht:  www.thestylerookie.com. Ich habe ihr via e-mail eine Konversation begonnen, um sie zu fragen, warum sie ihr Haar jüngst grau gefärbt hat - bitte, sie ist gerade mal ein Teenie! Um mich vorzustellen, hatte ich ein Foto von mir beigefügt. Ihr knapper Kommentar nach 10 Minuten: "Cute Prada skirt!" (Es war mein Editorial-Bild von fivetonine). Ich meine, wie kann ein Knirps das schwuppdiwupp erkennen- aus Tausenden von Klamotten? Und schon schickte sie mir ein privates Grauhhaar-Bild ("Here you go"). Hinreissend! Bevor ich mich verplaudere: Mir war einfach nur aufgefallen, dass junge Trendsetterinnen plötzlich mit grau-gefärbten Haaren kokettieren. Ein Alice- in Wonderland-Effekt? Ein Gegenthema zum Jugendkult (Merke: Nur Brüche machen Mode scharf)? Langeweile an der Strähnchen-Front? Katie Shillingford, Modechefin von "Dazed and Confused" (Foto links), tauchte jüngst in Grauwerten auf; Kate Moss liess sich graue Strähnen Siegfiedhafte Hell färben; auf den Laufstegen bei Gareth Pugh, Giles Deacon und Chanel stand die Granny-Farbe im Rampenlicht. Heinrich, mir graut vor Dir! (Goethe, Faust). Für alle Gretchens: Wirkt nur wirklich cool, wenn man seeehr jung ist.

Kirschblüten-Rausch

29. März 2010
Takashi Murakami wird oft als der Andy Warhol der Jetzt-Zeit gefeiert. Wie die Amerikanische Pop-Art-Ikone und der factury- Künstler findet er seine Themen im Mainstream, im Alltäglichen, im Banalen. Aber anders als Warhol, der seine Straßen-Fundstücke (z.B. die Campbell-Suppendose) an die Reichen und Intellektuellen verkloppte (seine Filme verstand wahrliche nicht jeder und seine Bilder konnte sich auch nur eine Elite leisten), ist Murakami da viel demokratischer. Er produziert Videos, Skulpturen, Mouse-Pads, Plüschtiere, Handy-Anhänger und nicht zuletzt 3500-Euro- Handtaschen in limitierter Edition für Louis Vuitton. Lustig: Während auf www.artnet.com seine Bilder für Abertausende gehandelt werden, kann man einen echten Murakami (siehe auch sein Foto im stylesublime-Artikel  "What a Schnabulous world")  auch schon für drei Dollar erhalten: in Form von Plastikfiguren, die mit Kaugummi gefüllt sind. In einem Interview erklärte der 48jährige Tokioter einmal, dass man in Japan kaum zwischen Kunst und Kommerz unterscheide. Seine Quellen: Mangas, Computer- Spiele, Zeichentrick. Der Grenzgänger zwischen Kunst und Design definiert seine Werke als "Superflat", seine theorethische Philosophie japanischer Kultur. Riesenerfolge erzielte er mit seiner Kooperation mit dem französischen Luxus-Haus Louis Vuitton, die sehr medienwirksam vermarktet wurde (die Kirsch-Tasche!). Jetzt hat er es wieder getan: seine neue Kollektion heißt "Cosmic Blossom" - Handtaschen, Schuhe, Prêt-à-Porter. Die Pariser nennen die Farben "frühlingshaft". Wer Tokyo kennt, denkt eher an eine Nacht in einer der höllisch lauten Straßen-Computer- und - Spielautomaten-Shops, die man -einen ungeheuer süßen, giftfarbenen Manga-Brausepulver-Kaugummi kauend- bei einem apokalyptischen Sonnenaufgang verläßt.

Teuere Philo-sophie

28. März 2010
Die schärfste Waffe des Kritikers, so sagt man, ist das Schweigen. Aber Sie wissen ja, wie Journalisten so sind: Sie können dann doch die Tinte nicht halten. Am liebsten hätte ich auch über die neue Céline-Kollektion von Phoebe Philo geschwiegen. Aber nach so viel internationalem Pressejubel über die jüngsten Pariser Schauen (ja ich weiß, ich bin ein bisserl spät, aber manche Gedankengänge und Recherchen braucht ihre Zeit), muss ich meinem Herzen Luft machen: Die Kollektion ist banal und kein Mann dieser Welt findet Damen in derlei Outfit f****able. That's a fact. Mehr noch ärgert mich der Umstand, dass Frau Philo ihr Marketing-Upgrade als "investment pieces" (Zitat Philo) verkauft - Übersetzung: Superteuer! Eine Rechtfertigung dafür, ein blödes Lederhemdchen  - pars pro toto- (praktischer Einwurf: wie soll man das ständig gereinigt kriegen?) Zillionen verlangt. Jil Sander , Königin der Sophistication, hat diesen Look des Purismus unbestritten an die Weltspitze gebracht. Die Strategie übrigens, Céline mit Gewalt in die erste Liga bringen zu wollen, ist gefährlich. Zumal die Marke schon immer als zweitklassiges Hermès galt. Und Frau Philo sehr viele treue, langjährige Mitarbeiter  einfach an die Luft gesetzt hat (Teil der Recherche, viele Gespräche). Die Strategie der vermeintlichen Super-Exklusivität geht so weit, dass man sich im Hause ein einziges wohlwollendes Medium pro Land aussucht, das "exklusive" Informationen bekommt. Alle anderen Medien werden abgewimmelt. Dass man das Image einer Marke steuern möchte ist duchaus legitim; nur: wenn dies mit Mitteln und Werten des letzten Jahrhunderts geschieht, nennt man das Arroganz. Und die macht, wie wir wissen, seeeehr unsexy.

Edelweiß für den Teint

27. März 2010
Nun gut, der Make-up-Artist von Viktor & Rolf mag mit seiner Gesichts-Weisselei etwas übetrieben haben. Aber es ist ein trick of the trade, daß der Teint sofort erstrahlt, wenn man ein weißes Hemd trägt. Umgekehrt ausgedrückt: Durch die Reflektion des Lichts vom hellen Leibchen mogelt man in Sekunden mal schnell fünf Jahre weg - ohne Botox und Glitzer-Make-up. Fältchen sind weniger sichtbar. Ein Grund mehr, sich auf die fünf Hemden der Herbst-/Winterkollektion von Viktor & Rolf zu freuen; die Edition nennt sich White Shirt Capsule Collection. Basic-Vorbild ist ein klassisches weißes Männerhemd aus Popeline - buchstäblich aufgerüscht für die feminine Variante mit Schleifen-, Drapage- und Volant-Details in Satin und Georgette. Die Modelle (von links oben nach rechts unten): White Dove, White Blossom, White Nights, White Scent, White Tuxedo.

Exklusiv: Ralph Lauren beschmust retailer

27. März 2010
Designer zeigen ihre Runway-shows online. Designer zeigen ihre runway-shows online in 3-D. Okay, old news. Das amerikanische Unternehmen Ralph Lauren ist einen Schritt weiter gegangen und hat erstmals eine zehnteilige Kollektion ("Lauren") ausschließlich für das web entwickelt, die auch nur ebendort zu sehen ist. Das Label ist kommerziell und auf den Handel zugeschnitten (erhältlich in Deutschland bei Globus, Karstadt, Oberpollinger, Braun, Emporium, P&C, Engelhorn and Breuninger) - das, was deutsche Modejournalisten gerne mal "tragbar" nennen. stylesublime, eigentlich eher Vertreterin der Sophistication, findet diesen Ansatz trotzdem gut. Hintergrund: In deutschen Modepublikationen (das macht Frau Wintour bei der amerikanischen Vogue anders) werden zumeist runway-looks gezeigt, Kleider also, die nur als Prototypen existieren, nur einmal gefertigt wurden für die Schauen, die spekatulär aussehen und sich deshalb gut fotografieren lassen. Blöd allerdings für die Leserin, die gegebenenfalls auf jene Stücke abfährt: die meisten werden für den Handel so nie geordert, also auch nicht produziert. Das nennt man in der Publikations-Branche eine "Lange-Zähne-Story" (=Leserenttäuschung). Man muss wissen, dass der Handel rund 80 Prozent seines Umsatzes mit den sogenannten Pre-collections macht; die aber leider hierzulande in den maßgeblichen fashion-Gazetten kaum stattfinden. Das hat Folgen für die Wirtschaft: Je weniger die deutschen retailer umsetzen, desto mehr verliert Deutschland in der Mode und in einem weltweiten 250-Milliarden-Dollar-Business an Bedeutung.

Sohlen-Verwandte: La famiglia di Tod's

27. März 2010
"Familiensinn ist relativ. In Italien ist der angeheiratete Neffe eines armen Großonkels noch ein lieber Verwandter, in Amerika ist die Schwiegertochter eines Millionärs bereits eine Fremde." Roberto Rossellini (italienischer Regisseur, 1906 -1977) Wer braucht schon ein Kino-Sequel von "Kir Royal", wenn man die Welt von Baby Schimmerlos allenthalben live in München präsentiert bekommt? Rund 500 Gäste (ja, auch ein paar herrlich-unvergleichliche Münchener Adabeis und Bussi-Bussis, die die Gesellschaft ja so bunt machen - der  Schönheits-Chirurg Dr. Mang blieb nur kurz - vielleicht angesichts der besten plastischen Chirurgin des Landes, Dr. Constance Neuhann-Lorenz???) amüsierten sich anläßlich der Eröffnung des Tod's-stores mit neuem Konzept in der Maximilianstraße. Roter Teppich, Celebrities inklusive (Schauspieler Thomas Heinze sprang den Fotografen Fred-Astraire-gleich gerne mal ins Blitzlichtgewitter. Effekt bei den verwunderten Paparazzi: Sie hatten weder den spontanen Berliner im Bild, noch tiefengeschärfte Promis). "Welcome at home" ist das Credo von Tod's Präsident Diego della Valle und seinem Bruder und Vize Andrea (im Bild mit Dr. Maria Furtwängler und Dr. Hubert Burda,rechts). Nicht nur was sein Shop-Design angeht, das dem Flagship-Store in Mailand in nichts nachsteht (250 qm high Quality in Elfenbein-, Grau- und Brauntönen), sondern auch, was die persönliche Lebensphilosophie der della Valles betrifft. Ist man einmal in die Familie aufgenommen worden, wird man adoptiert. Ein  äußeres Zeichen dieser Haltung: das Tod's Buch "Italien Touch" (Skira Verlag), in dem maßgebliche Familien Italiens Einblick in ihr Leben gewähren - sehr anrührend, inspirierend und liebevoll. Bottom line: die della Valles inszenieren nicht, sondern leben ihre Werte (nachzuvollziehen in der Fotogalerie der Magnum-Koryphäe Elliot Erwit, dessen Arbeiten im shop ausgestellt sind). Ebendies war spürbar bei dem exklusiven "Private Dinner" im traumhaften Ambiente der Münchener Residenz (man hatte sogar den Brunnen illuminiert, der sonst immer abgedeckt ist). Der Mann, der die Welt zu Sohlen-Verwandten (der berühmte Mocassin Gommino ist nur echt mit 133 Noppen!) machte, ( siehe "fivetonine", dem Diego sein erstes Exklusiv-Titelinterview gab und das leider im Luxuszeitschriftenhimmel gelandet ist - und Dank übrigens an die "Süddeutsche Zeitung", die mein damaliges quote "Diego della Valle ist der bessere Berlusconi" so herzlich adaptiert hat) betonte bei dem intimen Get-together seine besondere Liebe und Freundschaft zu Deutschland. Und das muß man sich Bayern-mäßig auf der Zunge zergehen lassen: Denn die della Valles sind die Patrones von AC Florenz! In einer launigen Rede konterte Verleger Dr. Hubert Burda die keynote mit seiner Liebe zu "double-pages" (gemeint: doppelseitige Anzeigen in seinen Publikationen). Die Fotogalerie einiger der 50 geladenen Gäste - die wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen Medien und des Entertainments (huch, hat der Kontext etwas zu bedeuten????): Foto (von links): Die Models Eva Padberg und Franziska Knuppe mit der Anti-Aging-Dottoressa Barbara Sturm, Düsseldorf. Schauspiel-Kollegen Thomas Heinze (wünsch Dir klasse Mieter für Kreuzberg!) und Katja Flint (danke für die bestrumpften Roger-Vivier-Komplimente!) stylesublime war beim Dinner eingebettet (das nennt man embedded journalism) zwischen den extrem unterhaltsamen Moderatorinnen Bettina Cramer (cool girl!) und Nandini Mitra ( diese Wimpern!) Lady in red (von links): Patricia Riekel, Chefredakteurin der "Bunte", unbestrittene Cleopatra der deutschen Medienbranche, mit caro Diego, Dottoressa Maria und hubby Hubert. Burda-Power-girls Annette Weber, Chefredakteurin Instyle, freundin-Chefin Ulrike Zeitlinger und Andrea della Valle. Von links: Moderatorin Karin Webb, Verleger Hendik teNeues mit Lebensgefährtin Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel. La bella Sabine Altmann (international Press-office) und Uschi Prinzessin zu Hohenlohe. Die Schauspielerinnen Catherine Flemming (links) und Lisa Martinek. Chefredakteure im Rampenlicht: Katrin Riebartsch ("Madame") und Peter Lewandowski ("Gala"). Power attracts power: Nina Ruge, bekennender Tod's-Fan mit Brand-Manager Claudio Castilglioni. Die Frau mit dem Hut: Schauspielerin Tina Bordihn (Foto unten).

Tiffany's, Cartier - talk to me Harry Winston- tell me all about it!

23. März 2010
A kiss on the hands may be quite continental- but diamonds.... Sie wissen schon. Für Sie, meine Herren zum Nachfühlen das Video. Nummer eins: Es gibt nur einen maßgeblichen Verlobungsring. Und der kommt in einer kleinen türkisfarbenen Schachtel; unter Eingeweihten nennt er sich "the rock" - er rockt übrigens umso mehr, je mehr Carat er hat. Nummer zwei: Der andere ist Legende. Jean Cocteau, Frankreichts Renaissance-man der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, war nicht nur ein abgefahrener Visisonär, sondern auch ein Mann mit sehr sophisticated Geschmack. In der Edelmanufaktur seines Freundes Louis Cartier entdeckte er 1924  einen Ring namens "Trinity", dem er fürderhin zu weltweitem Ruhm und Erfolg zu verhelfen vermochte. Cocteau legte den Ring, einmal ausprobiert, Zeit seines Lebens nie mehr ab. Mehr noch: Er verschenkte ihn an all seine besten Freunde. Und die waren nahezu allesamt historische Charaktere. Cocteau, bisexueller und drogenabhängiger Kreativer, Poet, Schriftsteller, Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und alles in allem führender Surrealist, war u.a. befreundet mit Picasso,Eric Satie und der Romanow-Prinzessin Natalia Pawlowna Paley. Cartiers Trinity besteht aus drei ineinander verschlungenen, beweglichen Ringen: aus Platin, Rotgold und Gelbgold. Symbole für Freundschaft, Liebe, Treue. Das Credo: "“Trinity, All about you forever”. Deshalb gilt der Ring heute noch als ultimativer Ehering. Im Laufe der Zeit hat Cartier den Trinity immer einmal wieder der Zeit angepasst. Jetzt, ein Jahr nach dem 85. Jubiläum, wird eine neue Edition herausgebracht: "Trinity Panthère". Jeanne Toussaint , Kreativchefin von Cartier, war seinerseit Muse von Louis Cartier. Angeblich hatte sie Augen, die wie die eines Panthers leuchteten - so entstand die legedäre „Panthère-Linie“, die noch heute Emblem des Hauses ist.

Gaultier sucht den Glam-Rock-Star

22. März 2010
Ab mit den alten Zöpfen! Die coole Kampagne mit Model Agyness Deyn ist bei Jean-Paul Gaultier Programm. Zum Launch des neuen Eau de Parfum "Ma-dame" gibt der französiche Modeschöpfer die Heidi und sucht den schärfsten Glam-Rock-Look. Auf seiner interaktiven website kann man sich mit Foto bewerben-  und: Man muss noch nicht mal singen. Ganz ehrlich - mes filles allemandes - das könnt ihr problemlos toppen (siehe screenshot). Bis zum 15. Juli laufen die Bewerbungen. Preis: Ein VIP-Pass zur Prêt-a-Porter in Paris sowie Gaultier-Accessoires.

YSL hat die Haare schön

22. März 2010
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=1ukZisTRlN0] Hamburg: Regen. Mailand: Sonne. Paris: Sturm. Und die Frisur sitzt. Yves Saint Laurent zeigt, was eine echte Haarspray-Orgie ist.

Power-Shopping: Richemont kauft net-a-porter

17. März 2010
Wer sagt, im Internet läßt sich kein Geld verdienen? Das Gegenteil beweist Natalie Massenet (Foto: Ausriß aus Town & Country), ehemalige Moderedakteurin und Stylistin (u.a. Tatler). Sie könnte demnächst um 50 Millionen englische Pfund reicher werden. Wie verschiedene Wirtschaftsjournalisten (Wall Street Journal, Sunday Telegraph) berichten, plant der Luxuskonzern Richemont, das von Massenet 2000 gegründete äußerst erfolgreiche Shoppingportal Net-a-porter in einem 350-Millionen-Deal zu übernehmen. Net-a-porter verkauft online nahezu alle relevanten Designer-Labels von Jimmy Choo bis Givenchy, von Balenciaga bis Zac Posen. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 800 Mitarbeiter in New York und London. Die Genfer Richemont-Gruppe , zu der renommierte Schmuck- und Uhrenmarken wie Cartier, Van Cleef & Arpels, Piaget, Vacheron Constantin, Jaeger-LeCoultre, IWC, Panerai, Dunhill und Montblanc gehören, besitzt ebenso die Fashion-Brands von Azzedine Alaia, Cloé und Shanghai Tang. Dem Konzern gehören bereits 29 Prozent Anteile an net-a-poerter.com. Die Branche mutmaßt, dass sich Richemont durch den Kauf Zugang zu den zwei Millionen Frauen erhofft, die ne-a-porter im Monat besuchen. Da gewinnt der Begriff Power-Shopping eine völlig neue Bedeutung. Zum Weiterlesen- das Happy End: http://business.timesonline.co.uk/tol/business/industry_sectors/retailing/article7086744.ece

Schöner anbandeln

16. März 2010

When boy meets girl....

dann kann es geschehen, dass er sich ganz doll verknallt.

Er besorgt sich umgehend einen Füllfederhalter ...

.... und schreibt ihr einen Liebesbrief. Und weil sie das sehr charmant findet, schenkt er ihr sogleich ein Foto von ihrem ersten Rendezvous. Dann schenkt er ihr erst sein Herz....... ....um ihr dann die Welt zu Füssen zu legen. Sie kaufen sich eine stylische Rakete.... ... und ein Fernrohr, damit sie auch alles auf der Welt sehen können... ....und brechen auf zu einer großen Abenteuer-Reise. Sie besuchen China und sammeln buddhabäuchige Lampions... ...sie fliegen nach New York, um herauszufinden, warum die Stadt "Big Apple" heißt.... ...natürlich besuchen sie auch die Stadt der Liebe, Paris. Auf dem Eiffelturm kann man sogar die Wolken kitzeln... Auf der Champs Elysées kehren sie bei Louis Vuitton ein, um einer fantastischen Kunstausstellungen zu sehen und einmal im kohlpechrabenschwarzen Lift von Olafur Eliasson zu fahren... ...sie kauft natürlich auch ein Täschchen, um all die schönen Souvenirs darin zu verstauen... ...und Onkel Marc Jacobs, der all die wunderbaren Sachen erfunden hat, schenkt ihnen noch eine Reiseschreibmaschine... ...damit boy and girl uns von ihren schönen Reisen und ihren zauberhaften Souvenirs berichten können. Auch per Flaschenpost. ...Fortsetzung folgt... Denn lucky charms, Glücksbringer, kann man nie genug haben. Und am Bettelarmband ist immer noch ein Plätzchen frei.

Back to the 90ies!

14. März 2010
Cassetten? Erinnert sich noch irgendjemand an Musik-Cassetten? Habe gerade in den Untiefen meiner Kruschelkisten ein Juwel gefunden: Eine Cassette von Gianni Versace, der 1997 in Miami einem Attentat zum Opfer fiel. Das corpus delicti muss, meinen Recherchen zufolge , von 1994 gewesen [youtube=http://www.youtube.com/watch?v=UwOe-vkZArw&feature=related]sein, anläßlich der Herbst/Winter-Kollektion 1994. Damals saß der Allerwerteste von Chefredakteusen noch auf handgemachten Versace-Kissen. Und man bekam den Music-Mix der Show als Souvenir. Kult! Eines der besten Stücke: Das Blumenduett [youtube=http://www.youtube.com/watch?v=8Qx2lMaMsl8&feature=related]aus der Oper Lakmé (von Delibes). Tja - Sampling, Mashes, crossover sind die Kinder der 90er.

Lippen-Bekenntnis

13. März 2010
Labello lebt. Der code des cool: inszenierte Brüche. Budnikowsky-Pomade im sündteuren Croc-Bag. Oder "weißen Plastikbecher, die in Krankenhäusern für Urinproben verwendet werden." ("Die Zeit") Diese wären an sich nicht bemerkenswert, würden sie nicht von Vogue-Chefredakteurin Carine Roitfeld, der Pariser Queen of cool, zum Style-Statement erhoben. Und plötzlich wird ein banales Massenprodukt zum subversiven Symbol.

Lady Gaga in Ketten

13. März 2010
Das jailhouse rockt, wenn Lady Gaga in den Knast geht. Ihr neues Video "telephone" , feat. Beyoncé, erinnert an einen Kurzfilm von Quentin Tarantino, der eine Explosion in einem Elvis-Museum inszeniert. Das Amsterdamer Designerduo Viktor Horsting und Rolf Snoeren für den Clip zwei Outfits entworfen. Viktor & Rolf : "Lady Gaga asked us to design a prisoner's outfit. This is how we imagined Gaga if she would be incarcerated. She inspired us and her bodysuit was included in our brand new "glamour factory" FW2010 collection. It is styled with a huge pile of exaggerated metal chain necklaces."  In einer weiteren Szene ist die New Yorker Sängerin in einem Leoparden-Jumpsuit zu sehen - tanzend vor ihrem Pussy-Mobil. Der Clip wurde gestern vorgestellt.

Dicker Hund ?

12. März 2010
Michel Gaubert, der soundstylist, der alle wichtigen fashionshows von Chanel bis Jil Sander mit tonangebenden Mixes versorgt, die noch jede Amygdala (Mandelkern des Gehirns, zuständig u.a. für lustbetonte Empfindungen) auch abgefeimtester Modeprofessionals kitzeln konnten, ist ist nicht der Einzige , der sich fragt: "Was ist los mit Miuccia Prada?"(Eintrag facebook). Anlaß: Ein Bericht im Londoner Telegraph, nachdem Frau Prada einer japanischen Managerin angeordnet habe, "alte, fette und häßliche" Mitarbeiterinnen zu entlassen. Hat sie nicht immer mit dem Image kokettiert, Feministin zu sein? update 15. März: Prada hat soeben eine Pressemeldung zum Telegraph-Artikel herausgegeben: Darin heißt es: "Aufgrund der vielen Presse-Artikel über die Beendigung des Arbeitsverhältnisses von Ms. Bovrisse mit Prada Japan betont Prada einmal mehr, dass Ms. Bovrosses Vorwurf, das Unternehmen habe sich mutmaßlich ungerechtfertigt verhalten, jeglicher Grundlage entbehrt. Prada möchte weiterhin unterstreichen, dass das zuständige Japanische Gericht alle Klagen der Angestellten zurück gewiesen und geurteilt hat, dass die Kündigung durchweg rechtes gewesen ist."

Vogue kackt ab

10. März 2010
Es ist eine Geschichte voller äh's. Sagt die Ressortleiterin Reportage zum Artdirektor der britischen Vogue: Du, wir bräuchten da eine glamouröse Illustration zum Thema, äh, naja, äh sh.., äh, Kulturgeschichte des Kac.., äh, der Verdauung. Äh, ????, antwortet der Artdirektor. Äh, na Du weißt schon. Was der Kaiser tut, wenn er für kleine Tiger...,äh. Kaiser? Was neues von Lagerfeld?, mutmaßt der Artdirektor. Nein: Poo - the last taboo, heißt die Geschichte. Kurzum: Die englische März-Ausgabe der selbsternannten aller Modebibeln (Film-PR zu "September Issue": Fashion is a religion. And Vogue is it's bible) widmet sich nebst des üblichen Couture-Verlautbarungsjournalismus - bei Wikipedia auch Hofberichterstattung und in der Branche PR-Bediene genannt - der Tätigkeit auf der Toilette (und damit ist weder die toilette de visite, also eine aufwändige Robe, noch das eau de... gemeint). Nun gut. solch einen Artikel erwartet man vielleicht in der Apothekenumschau (sporsored by irgendeinem Laxativ einer Pharma-Firma) oder in einer Wiener Underground-Postille (Headline: Geh' scheissen, hearst!). Aber VOOGGUUEE!? Im Zuge der Jack-Wolfskinisierung einer einstmaliger tonangebender Elite scheint die Marke mehr und mehr für den A.., äh, Allerwertesten zu werden.

Mit Jil Sander ins Kino

04. März 2010
Buy one - get a Kinoticket free! Das Haus Jil Sander legt ein rotes Seidencrêpe-Kleid in limitierter Edition von sieben Stück auf, das ab sofort nur online bestellt werden kann. Das originale little red dress wurde speziell für Oscarpreisträgerin Tilda Swinton für ihren neuen Fim "I am Love" (Szenenfoto) gefertig. Kreativdirektor Raf Simons: "Die Film-Garderobe verkörpert unsere Werte - eine Kombination von raffinierter Einfachheit, gepaart mit feinsten Materialien und luxuriösem Understatement." Der Clou: Wer das Cocktailkleid bis zum 10.März in Italien kauft, bekommt zwei persönliche Einladungen zur Filmpremiere am 15. März in Mailand gratis obendrauf.

In memoriam: Lee Alexander McQueen

02. März 2010
Der folgende Artikel (Foto: Ausriss aus Gala) erschien in leicht gekürzter Form in GALA (Nr 8, 18.2.2010; thank you, girls and guys!): In seinen Kleidern fühlt man sich so, als würde einen ein geliebter, starker Mann umarmen. Beschützt, gewappnet gegen eine komplexe Welt in Auflösung. Und überdies mit jeder Faser des Herzens begehrt. Diese Kleider signalisieren jedoch nicht jene Art von Sexyness, die ein Berlusconi gut finden würde. Sie sind das Gegengift zu einem sich allenthalben breit machenden Porno-Chic in der Mode für die Massen. Über den Schutzpanzer-Charakter seiner Entwürfe sagte der Designer einmal: „Ein Mann braucht ganz schön Eier, um die Frau anzusprechen, die meine Kleider trägt.“ Dieser Designer ist tot. Alexander McQueen, der britische Magier der Mode, nahm sich am Donnerstag vergangener Woche das Leben. Zwei Tage später wurde der 40jährige, der die internationale Modewelt mit seinem Genie bereicherte wie kaum ein anderer Zeitgenosse, in seiner viktorianischen Villa in Mayfair aufgefunden. Die Nachricht löste eine Schockwelle aus. Die gesamte Modebranche trägt Trauer: Die für die New Yorker fashion week geplante Show für sein Label „McQ“ wurde abgesagt; ob seine Herbst-Winter-Prêt-à-Porter- Kollektion im nächsten Monat in Paris gezeigt wird, ist ungewiss. „Seine Geschichte war eine des Erfolgs und des Talents“, verabschiedete ihn Karl Lagerfeld, „aber das mag nicht genügen, um einen am Leben zu erhalten.“ Freunde, Kollegen, Fans und Kundinnen drücken ihre Gefühle des „unermesslichen Verlustes“ und ihren Schmerz in Zeitungskommentaren, im Internet und vor allem über Twitter aus, ein Medium, das Lee, wie ihn seine Vertrauten beim Taufnamen nannten, selbst ausgiebig benutzte. Heidi Klum, Dita von Teese, Lady Gaga, Kayne West, Designerkollegen wie Donatella Versace und Philip Lim, Victoria Beckham  und viele mehr zollten ihm so Tribut. Kate Moss, langjährige Intima, mit der McQueen nicht nur den Cockney-Akzent teilte, ließ eine Stellungnahme durch einen Sprecher abgeben: „“Kate ist geschockt und am Boden  zerstört über den tragischen Verlust ihres lieben Freundes Lee McQueen. Ihre Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei seiner Familie. Wir bitten darum, Kates Privatsphäre zu respektieren.“ Als das Models wegen eines Drogenskandals vor einigen Jahren in Ungnade gefallen war, trug McQueen demonstrativ ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „We all love you Kate“; und inszenierte sie wie ein Illusionskünsler als verzaubert-spukhaftes Hologramm auf dem Laufsteg, das sich nach ein paar Minuten entmaterialisierte. Moss war u.a. Trauzeugin bei der Hochzeit mit seinem Liebhaber George Forsythe im Sommer 2000, eine Beziehung, die später zerbrach. [youtube=http://www.youtube.com/watch?v=jIcsYBZSQ48&feature=related] Der Taxifahrer-Sohn aus dem Londoner East-End, jüngstes von sechs Kindern, war ein kühner Geist. Er war provokant, von überbordender Kreativität, kompromisslos in seiner Schneiderkunst und vor allem eine aussterbende Spezies im Biotop der Fashion-Industrie: Ein Künstler – einer, der gleichwohl tragbare Kleider schuf für das Leben jenseits der Laufstege. „Ich möchte Beständiges schaffen,“ sagte er einmal, „McQueen-Modelle sollen von den Trägerinnen an deren Kinder weitervererbt werden können“. Und: „Nur integere Menschen sollen meine Sachen tragen.“ - Sätze, die die verletzliche, sensible Seite des Ausnahme-Talents zeigen. Denn: Sein ästhetisches Berserkertum, seine Show-Spektakel, changierend zwischen subversive Thrillern, morbiden Fantasien, düsterem Glamour, zarter Poesie und futuristischem Eskapismus, vermochten es, selbst das blasierte Publikum bei den Schauen zu erschüttern. Fans waren hingerissen, konservative Geister geschockt. Das brachte ihm bei der britischen Presse Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts Beinamen wie „Mode-Hooligan“, „Fashion-Rottweiler“ oder „enfant terrible“ ein. McQueen revanchierte sich, indem er einmal am Ende einer Show sein nacktes Hinterteil zeigte als Antwort auf so viel Ignoranz. Natürlich spielte er auch mit seinem „bad boy“- Image: Einer Anekdote nach soll er obszöne Sprüche in das Jackenfutter von Prinz Charles gestickt haben. Sie hielt sich hartnäckig seit der Zeit, als McQueen mit 16 in der Kaderschmiede Anderson & Sheppard auf der Savile Row sein Handwerk lernte. Schon damals galt er als Perfektionist, als „stichbitch“, dem niemand je mehr vormachen konnte, wie man ein vollendete Schulter konstruiert. Auch später - nach Jahren seiner Design-Tätigkeit in Japan und Italien bei Romeo Gigli und nachdem er die renommierte Saint Martins School abgeschlossen hatte – fiel er durch seine Respektlosigkeit auf: Als Chefdesigner des Pariser Hauses Givenchy (1996-2001) verunglimpfte er dessen Firmengründer als „irrelevant“. Im Jahre 2002 verkaufte er sein eigenes Label „Alexander McQueen“ zu 51 Prozent an die Gucci-Gruppe (PPR-Konzern, dem Konkurrenzen von LVMH, zu dem „Givenchy“ gehört). Damals sagte er über seine Arbeit: „Manche finden meine Entwürfe aggressiv. Ich sehe das nicht so. Ich betrachte mich als Romantiker, dessen Persönlichkeit auch eine dunkle Seite hat. Kann sein, dass ich manchmal zu weit gehe. Aber so bin ich nun mal.“ Der „dunkle Stern“, wie ihn Kritikerin Suzy Menkes in ihrem Nachruf bezeichnet, schrieb so Modegeschichte - in einem Spannungsfeld von Himmel und Hölle, in seinem ambivalenten Verhältnis zum Thema Schönheit: Er schickte seine Models mit echten Wölfen auf den Laufsteg. Er inszenierte sie mit blutroten, aufgeschwollenen Lippen als Schönheits-OP-Opfer, die um einen geisterhaften Schrottplatz paradieren. Er zeigte Supermodel Shalom Harlow als fragilen sterbenden Schwan, der auf einer Drehbühne von Airbrush-Robotern mit Farbe besprüht wird; er veranstaltete ein lebendes Schachspiel und einen Tanzmarathon nach Horace McCoys Roman noir-Vorlage „Thy shoot horses, don't they“ aus der Zeit der Großen Depression. Er zitierte abgründige metaphysische Porträts aus den Arbeiten des Fotokünstlers Joel-Peter-Witkin (Foto unten), der bekannt ist für seine Freak-Darstellungen und verstörenden Memento-mori-Stilleben. Aber er entwarf auch gigantische Roben aus echten Blüten von herzzerreißender Schönheit sowie Fantasy-Märchen wie seine letzte Damenmodenschau 2009. Die Ironie des Schicksals: Sie wurde von den Kritikern als schönste, als eine vollendete, triumphal gefeiert. „Plato's Atlanis“ entführte in eine futuristische Unterwasserwelt, in der sich elfenhafte Wesen in Kleidern mit halluzinatorischen Mustern tummeln, Kleiderskulpturen schillernd wie Krustentierpanzer. Die Models balancierten auf Spitzen in halsbrecherisch hufartigen Gehwerkzeugen. McQueen nannte die Schuhe „Amordillo“ (Gürteltier). Bei McQueen musste Mode manchmal weh tun. Model Erin O'Conner trug einmal Schnittwunden von einem Muschelkleid davon. Ein andermal ließ er die Models blau gefroren in einem inszenierten Schneesturm erzittern. Das führte auch zu Missverständnissen. Als er 1995 eine Modenschau unter das Motto „Highland Rape“ stellte und Frauen wie Vergewaltigungsopfer in blutverschmierten, zerfetzen Kleidern zeigte, wurde er massiv der Frauenfeindlichkeit bezichtigt. Was McQueen eigentlich darstellen wollte, war „die Vergewaltigung Schottlands durch England“, ein Bezug zu den Wurzeln seiner Familie. Wenn seine Dämonen ihn ihm durchbrachen ging McQueen bis an die Schmerzgrenze, nicht nur im physischen, sondern auch im psychischen Sinn. Er wollte uns ins Herz unserer Existenz treffen: „Wie viele Künstler finde ich Schönheit im Grotesken, selbst im Abscheulichen. Ich muss die Leute zwingen, hinzuschauen.“ Jenseits aller Theatralik ist vielen nicht bewusst, welchen Einfluss Lee McQueen wirklich auf unser Zeitgeistgefühl und unsere moderne Gesellschaftswahrnehmung hatte. In der Zusammenarbeit mit Künstler wie den Chapman-Brüdern oder Björk schuf er Popkultur. Der hype um die Metrosexualität von Männern ging auf ein Foto des von ihm als schwul inszenierten David Beckham auf einem Zeitschriftentitel zurück. Er löste den kommerziellen Hüfthosen-Trend der letzten Jahre aus – seine Originale hießen „bumster trousers“. Noch bevor Balenciaga & Co Camouflage, Pagodenschultern, Gothic-Glamour, Lederleggings und Totenköpfe zeigten, war er es, der den Trend vorgab. Dass der viermalige „Designer des Jahres“ aus seinem Talent überhaupt eine Karriere machen konnte, hat er vor allem seiner Entdeckerin, Muse und Mäzenin Isabella Blow zu verdanken. Die blaublütige Exzentrikerin war Modechefin beim „Tatler“, als sie 1994 seine Abschlussarbeit an der Saint Martins School sah. Sie kaufte die gesamte Kollektion auf und nahm ihn fürderhin unter ihre Fittiche. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit der Autorin vor drei Jahren gestand sie Champagnerlustig, dass ihr die Kleider damals in Mülltüten angeliefert wurden. Für ordentliche Hüllen war kein Geld da. Inzwischen war McQueens  Vermögen auf 20 Millionen Pfund geschätzt worden. Izzy machte damals kein Hehl aus ihrer Verbitterung, an dem Gucci-Deal nicht finanziell beteiligt worden zu sein. Zugleich bekannte sie sich dennoch zu der symbiotischen Verbindung mit ihrem Zögling, in der große Gefühle manchmal Funken schlugen. Ein paar Wochen nach dem Gespräch nahm sich Izzy das Leben, nachdem die Ärzte bei ihr Eierstockkrebs diagnostiziert hatten. McQueen ist über ihren Tod nie hinweg gekommen und bemerkte nur einmal öffentlich dazu: „Das war die wichtigste Erfahrung, die mich die Modeindustrie gelehrt hat.“ Am 3. Februar unterrichtete McQueen seine Freunde via Twitter vom Tod seiner geliebten Mutter Joyce. Vier Tage später berichtete er von einer „grauenvollen Woche“, aber auch vom Beistand seiner „großartigen Freunde“. Er müsse sich „jetzt zusammenreißen und die Höllenengel und unersättlichen Dämonen“ vertreiben. Seine Einträge wurden inzwischen gelöscht. Zeitgleich erschien in der englischen Kultzeitschrift „Love“ sein mutmaßlich letztes Interview. „Wenn ich tot bin“, so heißt es darin, “wird mein Haus hoffentlich weiterleben. Auf einem Raumschiff, das auf- und nieder hüpft über der Erde.“ p.s.: Einer BBC-Meldung zufolge hat PPR angekündigt, dass die Gucci-Group, der 51 Prozent an der Marke gehört, das Label Alexander McQueen weiter führen möchte.

Sucht-Stoff - more power to Prada!

02. März 2010
[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=dBhAvPgVjBc] J'accuse! Wen? Mich selbst. Ich muss gestehen, dass ich zu den Frenchies (AlaÏa, Alexander Mc Queen, Balanciaga) übergelaufen bin. Die letzten vier Saisons war Prada für mich untragbar. Zu dicke, unbequeme Stoffe, zu madamig, zu un-raffiniert und unsexy. Und dies, obwohl ich bekennendes Pradinger-Girl - das ist bayuwarischer Insider-Jargon, gell Loisl?- der ersten Stunde bin (ich besitze nahezu nahtlos Stücke aus jeder Kollektion seit Beginn der End-Achtziger). Jetzt schaugt's Euch des an: Bei den Mailänder Schauen, die gerade zu Ende gingen, zeigte meine Ikone Miuccia Prada eine Kollektion, bei der auf den meisten Stücken quasi mein Name stand (Hallo, Herr Steuerberater, können wir reden?): powerful, sexy, feminin und durchdacht. Naja, Frau Prada war schon immer was für die Hirnies - erinnern Sie sich an die alte Nähkasten-Weisheit: Prada ist was für Intellektuelle, Dolce & Co tragen die Sat 1-Seherinnen. Es geht doch nichts über ein gut gepflegtes Vorurteil. Oder wie die Bayern sagen: Ja mei, wann's wohr is?! p.s.: Nach neuesten Erkenntnissen in der Forschung wirkt eine ausgesprochene Taille, gefolgt vom Schwung einer ausschweifenden Hüfte, auf Männer wie eine Droge. Legalize Prada!!!

L'Afrique - c'est chic

21. Februar 2010
Die „Baguette“-Tasche, die Ilaria Venturini Fendi vor über zehn Jahren für ihr Familienunter-nehmen entwarf und es damit davor rettete, endgültig in den Bridgedamen-Beachtungsbereich abzurutschen, hat eine junge Schwester bekommen: Eine Öko-Version, gefertigt aus den Sitzbezügen und Kunstleder-Innenverkleidungen schrottreifer Autos. Der Sicherheitsgurt wird zum Trageriemen und als Schließklappe dient die ehemalige Sonnenblende inklusive integriertem Makeup-Spiegel. Die „Car Bags“ sind komplett aus wiederverwerteten Materialien gefertigt – wie auch alle anderen Taschen und Accessoires von „Carmina Campus“, dem neuen Brand der ehemaligen Fendi-Kreativdirektorin. Die „Bags for Africa“ entstanden in Italien aus den farbenfrohen Häkelarbeiten von Frauen einer Dorfgemeinschaft in Kamerun, die „Jako Bags“ sind dagegen aus ausgedienten Spannteppichen, Plastikbändern und Tisch-Sets gefertigt. Teuer sind sie trotzdem – unter 500 Euro ist kaum ein Modell zu haben – und verkauft werden sie an edlen Adressen: bei Takashimaya in New York, im Dover Street Market in London oder bei L’Eclaireur in Paris. Ihren eigenen Laden „RE(f)USE“ eröffnete Ilaria Venturini Fendi vor zwei Jahren in Rom. Nur hier ist die gesamte Kollektion zu sehen, dazu werden Einzelstücke, Prototypen und limitierte Editionen verkauft. Der Erlös wird postwendend weiter investiert: „Es geht mir nicht um milde Gaben, sondern darum, Menschen, die in unwürdigen Umständen leben, Arbeit und Respekt zu verschaffen. Gleichzeitig möchte ich zeigen, dass man aus Abfällen richtig tolle Dinge machen kann, die einen Wert haben und für die auch ordentlich Geld ausgegeben wird“, sagt Ilaria Venturini Fendi. Als nächstes ist eine Zusammenarbeit mit der WTO in den Slums von Kenia geplant. Gastautorin: Patricia Engelhorn RE(f)USE, via Fontanella Borghese 40, Rom, www.carminacampus.org

"Assymetrische" Konversation

19. Februar 2010
Ja, wir Journalisten freuen uns auch immer wieder sehr, wenn uns PR-Leute bei unserer Arbeit behilflich sind. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen - es gibt hoch qualifizierte Profis in der Branche. Aber eben auch Presseschnecken und -schneckeriche, die eine Gefahr für ihre Zunft sind. Nicht selten kommt es vor, dass diese Spezies einen beim ersten Telefonkontakt gleich duzt - mit einer frappierenden Art von MTV-Aprilfrische (Hey, cool, ich hab schon so viel von Dir gehört, echt super, dass ich Dich jetzt kennenlerne!). Das sind jene Spezialisten, die den Redakteur/die Redakteurin in Briefen und mails gerne mal mit "Lieber Kollege/liebe fashionista/lieber Beauty-Fan" ansprechen. Würden sich die Fälle nicht häufen, würde einen folgende Konversation amüsieren: Ruft ein PR-Mann beim Gesellschafts-Ressortleiter einer großen Tageszeitung an. "Haben Sie meine CD bekommen?" - "Nein" - "Oh, ich dachte, das wäre was für Sie und Sie schreiben was drüber." - "Tut mir Leid, aber ich bin für Musik nicht zuständig, darf ich Sie an...." - (PR-Mann raschelt mit irgendeiner ominösen Telefonliste): "Wieso? Das steht hier aber so!" Vielleicht ist es Zufall, vielleicht ist aber auch die Modebranche prädestiniert für Fälle von Viele-fühlen-sich-berufen-aber-wenige-sind-Auserwählt. Meine These: Weil der Mensch nun mal Textilien trägt, glaubt er, er habe automatisch eine Ahnung von Mode und könne problemlos mit quatschen. Geschenkt! Von einem PR-Profi hingegen sollte man Kompetenz, Know-How und ein gewisses Maß an Bildung (Grammatik, Orthographie, Fachbegriffe, Inhalte????) erwarten können. Asymmetrisch verläuft nicht nur so manche Konversation zwischen PR und Presse - wie man an dieser hübschen e-mail sieht.

Die wollen nur spielen!

15. Februar 2010
Karl Kraus meinte einst, es genüge nicht, nur keine Gedanken zu haben, man müsse auch unfähig sein, sie auszudrücken. So stelle ich mir gerne das Treffen von Marketing-Muftis vor, die mal wieder eine neue challenge brauchen, um eine Markenarchitektur nicht nur suboptimal monetarisieren zu können. Da beschließt ein Brand Manager , dass seine Idee mit einem zusätzlichen signifikanten Investment eine nochmals verbreiterte Kapitalbasis erhält und der Oberkontroller ist begeistert, weil diese Entwicklung durch Methoden der Selbstevaluation und durch die Maßnahmen zu Qualitätsüberprüfung erfasst werden. Kurzum: Chanel ist eine coole Marke. Und um noch cooler zu wirken, muss man eine jüngere Kundschaft ansprechen. Die Idee: eine Iphone app (signifikantes Investment)! Prima! Während der Bullshit-Quotient  bei den Marketingleuten steigt (Selbstevaluation etc), ist das Ziel klar: Je öfter die app herunter geladen wird, desto erfolgreicher und schöner für die Marke (Früher nannte man das mal Erfolgskontrolle). Was aber, wenn das schöne Spielzeug so premier degré (=platt; neudeutsch: uncool) ist, dass der user keinen Lustgewinn erzielt? Dumm gelaufen. Marketing-Chichi, bei dem der Schuss nach hinten losgeht. Die brandneue Chanel-iphone-app ist an und für sich eine lustige Idee: Nach Art der Einarmigen Banditen-Glücksspielautomaten braucht man drei gleiche Symbole, um zu gewinnen. Nur: Das Spiel spielt mit sich selbst - mit einer Art Autopilot, so dass man gar nicht eingreifen = spielen kann. Und der Gewinn? Für ein zusammengepuzzeltes Halstuch kriegen Sie immerhin 700 Punkte! Wo man die einlösen kann und wozu man die braucht - darüber schweigen app und Chanel.

Marc Jacobs zeigt Zähne

10. Februar 2010
Lächeln ist die beste Art, dem Feind die Zähne zu zeigen, heißt es. Die Art, es most stylish zu tun: eine Charme-Kette von Louis-Vuitton-Kreativdirektor Marc Jacobs ("Marc by Marc Jacobs"), der ja gerne mal einen skurrilen Humor beweist. Die Anhänger lassen Raum für Interpretation, je nach Kausalitäts-Annahme. Bedeutend die goldenen Boxerhandschuhe: "Ich-hau-Dir-auf-die-Augen-Kleiner" plus Zahntrophäe als Beweis??? Oder ist der Fall ganz harmlos? In Hollywood gilt das Kettchen zur Zeit als Amulett für Zahnarztbesuche (Shop in der Melrose Ave., Los Angeles). Wir wissen ja, dass Hollywoodianer das weisseste Lächeln jenseits der Appalachen haben, aber vielleicht hat man dort ja auch Angst vorm Bohren. Zahnarztwarnung: Wenn Du mir weh tust, hau ich Dich? Die geistigen Wege mancher Designer sind unergründlich.

Trench dressing in 3D

10. Februar 2010
Programmhinweis: 23. Februar 2010, 16 Uhr (Ortszeit London), Fashionshow der Burberry Herbst/Winter-Damenkollektion im Rahmen der Londoner Modewoche. Location: The Chelsea College of Art. Livestream über live.burberry.com, zeitgleich kann man über seine Facebook- und Twitter- Accounts kommentieren. Das eigentlich Spektakuläre an der Show, bei der vor dem heimischen Mac jeder in der front row sitzen kann, ist der Umstand, dass Burberry seinen event in ausgewählten Städten in 3D ausstrahlt. (Anna Wintour in Non-Designer-rot-grün-Brille? Hmpf!!!). Kreativ-Direktor Christopher Bailey, der die Marke vom kleinkarierten zum Glamour-Image aufgebaut hat, ist damit ganz weit vorne. Was schert ihn ein Armani, der livestreams seiner Modenschauen ebenso pushy bewirbt (Zielgruppe, liebe Marketingleute, Zielgruppe!). Wen es interessiert: Die 3D-events, produziert von Sky TV und simultan ausgestrahlt, finden in New York (Skylight Studios), Paris ( Concept Store "Colette"), Dubai ("The Address"), Tokio ("La Fabrique") und Los Angeles statt - Gastgeberin ist dort die Medien-Diva Tina Brown, Ex-Vanity-Fair, Ex-New-Yorker und jetzt Chefredakteurin der Internetzeitschrift " The Daily Beast". Bin gespannt, wie dann die Aktien stehen: Die 1856 gegründete Schätzchen-Marke ist in den FTSE100 notiert.

Glück aus Paris

09. Februar 2010
Er ist er schönste Mann Hamburgs (Auswahlkriterien: total autoritär, höchst subjektiv und von keinerlei Promi-Jury gestützt): Franck Doucet, Luxus-Spezialist (u.a. bei Chanel und Olaf Thomas Interieur). Sein neuester Trend-Tipp aus Paris: Kleine freche Kuli-Handmalereien. Bringt Glück, sagt Franck. Der Erkennungscode: die Strichmännchen des französischen Graffiti-Künstlers André, aka Monsieur A

La Leibovitz in neuer Rolle

09. Februar 2010
Sneak preview: Mikhail Gorbatschow, Keith Richards, Francis Ford und Tochter Sophia-Coppola - Superstars mit außerordentlichen Lebensgeschichten, Persönlichkeiten, die in ihrem Bereich jeweils Geschichte schreiben/schrieben sind die Protagonisten der Louis Vuitton Core-Values-Kampagne. Der neue Coup: Leib- und Magen-Fotografin Annie Leibovitz steht diesmal vor der Kamera. An ihrer Seite: Tanzlegende Mikhail Baryshnikov, enger und langjähriger Freund der Foto-Diva. La Leibovitz, die vor Monaten aufgrund ihrer Insolvenz-Krise in die Schlagzeilen geraten war, ist bekannt dafür, sich so gut wie nie ablichten zu lassen - eine déformation professionelle, die viele Starfotografen betrifft. Sollte es in dem cutthroat-fashion-business doch noch so etwas wie Loyalität geben? Sagt Antoine Arnault, Kommunikationschef von Louis Vuitton: " Wir haben größten Respekt und Bewunderung für Annie Leibovitz, persönlich und beruflich. Es ist uns ein Bedürfnis und eine Freude, sie durch schwere Zeiten begleiten zu dürfen." Auf dem Foto sitzt die Starfotografin in einer Kulisse ihres New Yorker Studios. Choreograf Baryshnikow, einst berühmt für seine heroisch hohen Sprünge und magisch schnellen Pirouetten, steht in Tanzkleidung zu ihrer Rechten auf einem Podest. Nur auf seine vom Tanz gezeichneten Füße ist ein Spotlight gerichtet. Vor Jahren hatte ich das Vergnügen, ihn zwei Tage lang durch Paris zu begleiten und zu interviewen. Was mich frappierte, war die übermenschliche Selbstdisziplin, die harte Arbeit an sich selbst. Baryshnikow: "Für einen klassischen Tänzer habe ich alles andre als einen perfekten Körper. Meiner war allenfalls für einen "Demi-Tänzer" geeignet, aber ich habe ihn gedehnt. Das ist vergleichbar mit einem Bariton, der beginnt, Tenor zu singen. Mit 15,16 bekam ich die kompakten Muskeln eines Sportlers, nicht die eines Tänzers, keine Spur von langer Linie, langem Körper. So habe ich nur daran gearbeitet, die Linie zu verlängern, mich zu dehnen. Und über mich selbst hinauszuwachsen". (Das Interview "Der Mann, der Frauen vorschwebt" erschien in Cosmopolitan). Vom 11. Februar an wird ein Making-of-Video der Begegnung zu sehen sein: www.louisvuittonjourneys.com

Relationship-Bag

06. Februar 2010
Die Modeindustrie, so meinte Wunderkind Wolfgang Joop kürzlich in einem Interview, schaufele sich mit ihrer It-bag-Hysterie ihr eigenes Grab. Logisch: der Overkill an It-Bags führt zu einer Inflation des Begriffs; wenn es Hunderte gibt, führt das "It", das Einzigartige, Exklusive, sich selbst ad absurdum. Weil die Masche anscheinend nicht mehr so läuft, riefen ganz schlaue Moderedakteusen flugs die Losung aus, It-Shoes seien "die neuen It-Bags"; nach Manolos, Louboutins und Balmains schien sich auch der Pseudo-Trend totgelaufen zu haben. Kürzlich hat eine schreibende Dame Nagellack als "It-Accessoire" ausgerufen. So ist das in der Mode: irgendwie alles schon mal da gewesen - die Taille als "der neue Busen", Weiß als "das neue Schwarz", Brünett als "das neue Blond".  -----------   Ist Lobotomie jetzt die "neue Intelligenz"? Souveräne Frauen indes besinnen sich auf Nachhaltiges. Klassiker, mit denen sie quasi eine Beziehung eingehen, in Treue mit ihnen jahrelang - manche sogar ein Leben - verbunden sind. Natürlich gibt es dafür auch einen neuen Begriff: Relationship-Bags. Typisch für einen solchen Begleiter: die Taschen aus der Pariser "Le Metro"-Kollektion von Roger Vivier. Kreativdirektor Bruno Frisoni schuf die "Metro" als Neuauflage 2006 als Reminiszenz an die Schauspielerin Catherine Deneuve. In "Belle de Jour" hatte sie in den 60er Jahren des vorigen Jahrhundert das Accessoire berühmt gemacht. Sie trug den Bag mit der ikonischen RV-Schnalle zur Garderobe von YSL Rive Gauche und schuf damit den Look der Zeit. Damals wie heute gilt: Eine Pariserin trägt keine Mode, sie trägt Allure. Sie macht den Unterschied zum "It-Girl", das morgen keines mehr ist.

Gadgets are a girls best friends

05. Februar 2010
Nein, sie können nicht Wäsche waschen, keine Manolos besohlen, nicht küssen und auch keine Shiatsu-Massagen. Trotzdem sind sie nützlich. Und dabei stylish wie Modeaccessoires: USB-Sticks, die einfach nur Informationen von A nach B transportieren. Sie verhalten sich in etwa wie Jack-Wolfskin-Outfits zu einer Vintage-YSL-Robe: exquisite Sammlerstücke von bleibendem Wert mit Vergnügungsfaktor. Warum kommen nicht mehr Lieblings-Labels auf die Idee, uns Ladies der iphone-Generation mit solchen sweet gadgets zu beglücken? Hey, think! Es gibt genügend erfolgreiche Frauen, die keinen Bock auf Dell-Design (Widerspruch in sich!) haben. Ganz fein: Der Travelling–USB-Stick-Armreif (aus versilbertem Metall und Chamonix-Kalbsleder) von Hermès; scheinbare Konvention mit integrierten 8 GB (ab ca. 720 Euro). Ebenso exklusiv ist das kleine Krokodil von Tod's: Man kann es nicht kaufen - es wird an spezielle VIP-Kunden verschenkt (ebay???) - für eine schicke Präsentation dürften 2 GB ausreichen (Foto unten).